Wednesday 1 August 2007

Dhimmitum par excellence


Folgender Artikel enstand als Kommentar zum manager-magazin Artikel: Wir müssen draußen bleiben.

Der Economist hatte vor einigen Jahren einen Artikel mit ähnlicher Argumentation (Why Europe must say yes to Turkey). Und wieder fällt mir auf, wie sehr doch Schreiber für Wirtschaftsmagazine an der Realität vorbeileben. Wenn Sie also die Türken oder vielmehr die Türkei als "ein bisschen autoritär, ein bisschen verklemmt, ein bisschen intolerant, ein bisschen nationalistisch" bezeichnen, dann bitte ich Sie doch einmal in muslimisch-türkisch dominierte Gebiete in Deutschland zu gehen. Sie werden kaum jemanden finden, der deutsch spricht, sie werden kaum jemanden finden, der sich mit unseren Werten identifiziert, sie werden kaum jemanden finden, der das Grundgesetz über die Scharia stellt. Die Menschen leben in Deutschland in der dritten Generation. Hat der relative Wohlstand zu dem geführt, was Sie hier prognostizieren?

Doch das substanzielle Problem liegt in der EU selbst. Ist sie lediglich eine Freihandelszone? Soll mir recht sein, aber wozu brauchen wir dann ein EU Parlament und EU-Politiker? War sie nicht vielmehr als postnationales Konstrukt gedacht, dass den Menschen der Gründungsstaaten - und vor allem den Deutschen - als Zufluchtsort für ihren Nationalstolz dienen sollte. Länder mit einer schwachen Identität sind tendenziel mehr dazu bereit nationale Interessen für die EU zu opfern. Das Gegenteil sieht man z.B. in der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und wieder verstärkt in Frankreich.

Was also ist die EU? Und wo hört sie auf? Sie wird den Bürgern als Freihandelszone verkauft und als Pseudo-Bundesstaat geführt. Der Konflikt mit der Türkei wird von Politikern und den Medien oft auf das Argument der "Rückständigkeit" der Türkei fokussiert. In meinen Augen eine blanke Heuchelei. Der eigentliche Grund wird doch wohl sein, dass die Türkei ein islamisches Land ist und in einen christlich-geprägten (aber größtenteils säkularen) Bund will. Und hier prallen zwei vollkommen unterschiedliche Kulturen aufeinander. Lassen wir dies zu, wird wohl die schwächere Partei langfristig ihre Identität und damit ihre Existenzberechtigung verlieren - und dies wird nach momentaner Einschätzung nicht die islamische Partei sein.