Sunday 13 May 2007

Die französische Résistance gegen den Dschihad

Dieser exzellente Artikel von Walid Phares ist schon am Donnerstag im National Review erschienen und heute gibt's die Übersetzung auf ConservativeHome.

Als ich Paris, nach meinem Besuch in Frankreich, Ende Oktober 2005 verließ, musste ich an zwei Sachen denken: Erstens, hatte ich den Beginn der urbanen Intifada gesehen, welche sich schon bald auf ungefähr zweihundert Städte ausbreiten würde. Zweitens konnte ich dem Innenminister Nicolas Sarkozy eine Ausgabe meines neuen Buches Future Jihad überreichen. Und während mein Flieger startete, stellte ich fest, dass die Invasion französischer Städte durch die Dschihadis zu einer massiven Antwort Frankreich führen würde. Dieses Präsidentenwahl vom Sonntag war diese Antwort in Form von Nicolas Sarkozy.

Dieser bemerkenswerte Wahlsieg durch den Sohn eines Immigranten ist das Resultat der Ablehnung der französischen Öffentlichkeit eines langsamen Zerfalls, der die Grundlagen der fünften Republik seit Jahren untergräbt, einige würde sogar sagen, seit ihrer Gründung 1958. Ohne irgendeinen Zweifel gehörten die ökonomische Unsicherheit und die Notwendigkeit zur Veränderung des Landes zu den Gründen für Sarkozys Wahlerfolg. Er versprach einen dritten Weg zwischen der starren Agenda der Linken und Chiracs stagnierender Volkswirtschaft. Viele Menschen in Europa möchten der Wahl zwischen Sozialismus und Kapitalismus entgehen. Europäische Wähler und Franzosen insbesondere, haben seit Ende des Kalten Krieges verzweifelt versucht, genau dies ihren Politiker klar zu machen.

Aber Sarkozys Sieg ist auch eine Antwort auf einen verzweifelten Appell der Völker Europas und insbesondere der stillen französischen Mehrheit: Bitte wehrt euch gegen den Aufstieg des islamischen Terrors in unseren Städten. Der Entscheid vom Sonntag war auch - sogar hauptsächlich - über diese latente Sorge, selbst wenn die Eliten aus Politik und Medien versuchte, sie zu ignorieren. Als sie die Wahl hatten, haben die französischen Wähler den diesen Eliten einen Denkzettel erteilt. Sie waren es Leid, dass Politik und Medien immer nur mit Ausflüchten von der wahrgenommenen Bedrohung der Demokratie und Sicherheit reagieren.

DER AUFSTIEG DES TERRORS

Seit den siebziger Jahren ist Frankreich ein Ziel für Terrortätigkeiten gewesen. Linke, Rechte und Gruppen aus dem Mittleren Osten nahmen das Land in Angriff und wurden energisch von der Regierung gekämpft. Ab den frühen neunziger Jahren erlebten französische Städte den Aufstieg der radikalen islamistischen Netzwerke. Kommend vom Maghreb (Nordwestafrika) und von anderen Regionen, förderten Salafi Kleriker und Militante Gruppen den Dschihad in den Vororten Paris und anderer Städte. Am Ende dieser Dekande wurden viele Vorstadtzonen praktisch von Parallelgesellschaften regiert.

Begonnen durch Charles de Gaulle in den sechziger Jahren, hat die „politique Arabe de la France“ (arabische Politik von Frankreich) in der Praxis eine Anpassung Paris' an die Wünsche der ausländischen Kräfte bedeutet. Ziemlich klever, positionierte sich das inländische Dschihad Netzwerk unter dem Deckmantel der französischen Ölbeteiligungen und der multinationalen Konzerne. Radikale Kleriker wurden von saudischen und anderen arabische Regimen finanziert. Jede mögliche Störung durch die französische Behörden würde die Relationen mit Rohstoff-Regimen „verletzen“ und somit einen negativen Effekt auf dem „ökonomischen Nutzen“ des Landes haben. Außerdem wurden Spitzenpolitiker, einschließlich Präsident Chirac, beschuldigt, persönliche Freundschaften mit den Finanzimperien des Mittleren Ostens zu knüpfen.

Die stille Mehrheit in Frankreich war gegen den Aufstieg der Extremisten in den banlieues (Vororte) und der Provinzen machtlos. Der durchschnittliche französische Wähler wurde immer frustrierter mit diesen zwei politischen Optionen und war nicht bereit, Le Pens extreme Positionen zu stützen. Die öffentliche Bestürzung nahm zu, als sich die Parallelgesellschaften ins Stadtinnere ausweitete. Wohin die französische Polizei und Sozialarbeiter nicht gehen konnten, würden Dschihad-Zellen wie Pilze aus dem Boden schießen. Die Kombination in diesen Gegenden, wo Imame das Sagen haben, mit den Terrornetzwerkern der Immigranten war explosiv: Im Herbst 2005, explodierte sie, direkt vor den Augen der französischen Bürger.

DAS VERSAGEN VON APPEASEMENT

Nach den Angriffen auf die USA vom 11. September sorgten sich die meisten Europäer, daß ihnen selbst so etwas geschehen konnte. Die europäische Elite jedoch bestreitete diese Gefahr und argumentierte damit, dass Amerika diese Angriffe, wegen ihrer Außenpolitik, selbst zu verantworten hatte. Doch bald schon, spührte Westeuropa des Zorn Al-Kaidas: die Anschläge auf den madrider Zug vom 11. März 2004, die Anschläge auf die London er U-Bahn vom 7. Juli 2005, und die Ermordung von Van Goghs am 2. November 2004 in Amsterdam waren die offensichtlichsten der kontinentalen Ghazwas (Dschihad Angriffe).

In Frankreich dachte Präsident Jacques Chirac die Doktrin de Gaulles auf die Spitze treiben zu müssen, um damit seinem Land „heiligen Kriegen" zu ersparen. Indem sie die Absetzung Saddams anlehnten und die Kritiker Washingtons anführten, stellte sich die französische Führungsschicht, angeführt durch das Élysée (den Präsidentenpalast) und bekräftigt durch die Rue Solferino (dem Hauptsitz der sozialistischen Partei), gegen die Vereinigten Staaten. Zwischen 2003 und Ende 2004 kämpfte die französische Diplomatie eine heftige Schlacht gegen Amerikas Vorhaben im Irak. Je mehr sich Paris mit Schroeder und weltweiten anti-amerikanischen Regierungen verbündete, umso sicherer fühlten sich Chiracs Politiker daheim und im Ausland. Aber die Dschihadis, Slafisten und Khomeinisten, hatten eine andere Rechnung gemacht. Ihre Botschaft an Frankreich war: Entweder seid ihr für uns oder gegen uns.

Während des Irakkrieges und seinen Nachwirkungen breiteten sich Salafiyya Kampfzellen immer weiter aus in Frankreich. Trotz, dass Frankreich die Vereinigten Staaten nicht im Irak unterstütze, nahm die Innere Bedrohung im Land stetig zu. Al-Kaida belohnt die Ungläubigen nicht dafür, dass sie andere Ungläubige nicht im Kampf unterstützen. Ebenso hatte Chiracs politischer Krieg mit dem Weißen Haus den Iran und Syrien nicht dazu geführt, Frankreichs Interessen und Verbündete in der Region zu schützen. 2004 verfolgte das syrische Regime Chiracs Alliierte und Partner im Libanon, in besonderem Maße Chiracs Freund Rafiq Hariri. Im September reagierte Paris, indem es, gemeinsam mit den USA, eine Resolution verabschiedete, die Syrien aus dem Libanon raustreiben sollte. Im Gegenzug startete das Regime unter Assad eine Mordkampagne unter libanesischen Politikern, in der auch Hariri starb. Frankreichs "arabische Politik" brach zusammen. Im Herbst 2005 war der französische Boden zum Schlachtfeld verkommen.

UNRUHEN IN FRANKREICH

Am 27. Oktober begannen "Jugendgangs" im pariser Vorort Clichy-sous-Bois, Auto anzuzünden und Geschäfte zu zerstören. Wie man sagt, wurden die Randale durch den Tod zweier junger Männer entfacht, die auf der Flucht vor der Polizei waren. Aber da steckte eindeutig mehr dahinter: Wie gesteuert weiteten sich die Unruhen über dutzende von Städten aus, so dass am 8. November der Notstand ausgerufen wurde. Zehntausend Autos wurden bislang verbrannt. Die französische Öffentlichkeit nahm das als Warnung. Die Medien, die Regierung und Intellektuellen bestanden auf die arbeitslos-jugendliche-sozioökonomische Erklärung für das Geschehene. Aber die stille Mehrheit hatte ihnen das nicht abgekauft. Die Leute die in diesen Gegenden lebten und mit den Aufrührern zu tun hatten, ebenso die Sicherheitskräfte, wussten was geschah: Großflächig sind frankreichs Vorstädt von der nationalen Souveränität abgefallen. Die Radikalen bildeten eine "société parallèle" war der Tenor. Wenn die Polizei nicht mehr in diese Vorstädte gehen konnte, dann lag es daran, dass diese nun talibanartige Rückzugsgebiete wurden. Frankreich brauchte einen nationalen Anführer.

DAS AUFTRETEN SARKOZYS

Schnell und energetisch nahm sich Innenminister Nicolas Sarkozy dessen an, was als der empfindlichste Aspekt der kollektiven französischen Psychologie gilt. Nachdem er den Islamischen Bund Frankreichs ins Leben rief, um zu versuchen die moderaten Muslime von der Radikalen zu trennen, wurde Sarkozy selbst das Ziel von Angriffen der Salafiyya-Kleriker, unter welchen viele den Dschihad in ihren Moscheen predigten. Sarkozy nutzte das französische Recht, um einige von ihnen, die keine französische Staatsbürgerschaft hatten, abzuschieben. Im Jahr 2003 hatte Sarkozy eine staatliche gestützten Rat für den Islamischen Glauben organisiert, um den Aufstieg der Islamisten einzugrenzen. Die Intifada vom November 2005 war lediglich eine Antwort auf Sarkozys Sicherheitsmaßnahmen. Im Gegenzug drang der Innenminister auf die Abschiebung der radikalen Kleriker, die er der Anstiftung zu Intifada beschuldigte. Nicolas Sarkozy verkörpert wichtige soziologische Eigenschaften der französischen Polit-Kultur. Da er selbst der Sohn von Einwanderern ist, kann ihm die Anti-Einwanderungs-Keule nichts antun. Er kommt aus einer konservativen Familie und versichert den Menschen, dass die nationale Identität geschützt werden muss, und er steht für den progressiven Wandel indem er die Ansichten der Franzosen vertritt, die sich um die nötigen ökologischen und wirtschaftlichen Reformen sorgen.

Dies war nicht nur eine europäische Wahl, sie war ein Maßstab in der französischen Politik und wird Folgen haben auf die Probleme des Westens mit dem Kampf gegen die Islamisten. Der Wechsel wird Frankreich tiefgehend verändern, aber ebenso seine Beziehungen auf dem Kontinent, sowie auf der anderen Seite des Atlantiks und im Mittleren Osten. Sarkozy ist fest entschlossen Frankreich, nach Jahren falscher gaullistischer Politik, endlich wieder zurück zu sich selbst zu bringen. Seine Aussage, dass er ein Freund der Vereinigten Staaten ist, bedeutet nicht, dass er nur zuhören wird, was Washington zu sagen hat, sondern, dass er unseren Politikern auch über seine Erfahrungen mit einem gemeinsamen Feind aufklären wird. Und offensichtlich kann die amerikanische Führungsschicht Ratschläge von unserem neuen Freund auf der Weltbühne gut gebrauchen.

Nachdem er gewählt wurde, gelobte Sarkozy, dass Frankreich die Unterdrückten und Verfolgten in der ganzen Welt unterstützen wird. Mit anderen Worten, dass Frankreich sich verpflichtet den schwachen Gesellschaften zu helfen die für mehr Freiheiten gegen Diktaturen ankämpfen. Diese Aussage ist eine Einleitung zu dem, was eine neue Ära der französischen Solidarität mit dem globalen Widerstand gegen den ideologischen Dschihad werden könnte. In dieser Hinsicht, kann der Wahlsieg Sarkozys als ein erster Schritt der Rückkehr der französischen Résistance gewertet werden - diesmal gegen den Dschihad.

No comments: